Die Bibel ist als Glaubensschrift der Christen nicht an ein bestimmtes Interpretationsschema gebunden. Jeder kann und darf die Bibel lesen – auch ohne spezielles Fachwissen. Wenn es darum geht, was ein biblischer Text mir sagt, muss die Lektüre nicht methodisch abgesichert werden. Soll aber erhoben werden, was er anderen sagen könnte, wird die Freiheit im Umgang mit dem Text eingeschränkt. Methodische Herangehensweisen sichern die Aufgabe der Exegese, Anwältin des Textes zu sein. Auch wenn es nicht die eine richtige Interpretation gibt, so doch Grenzen der Interpretation.
Die Anwendung von Methoden trägt der Tatsache Rechnung, dass biblische Texte aus einer bestimmten geschichtlichen Situation stammen. Die Bibel ist kein vom Himmel gefallenes Buch, sondern trägt als »Gotteswort in Menschenwort« die Spuren ihrer Herkunft an sich: am augenfälligsten in den Sprachen, in denen biblische Bücher geschrieben sind (Hebräisch, Aramäisch, Griechisch). Zu einem sachgerechten Verstehen gehört, dass diese geschichtliche Verwurzelung beachtet wird. Für die Analyse bedient sich die Exegese des Instrumentariums historischer und literaturwissenschaftlicher Methoden.
Es gibt ein breites Angebot an Lehrbüchern, in denen diese Methoden in unterschiedlicher Zusammensetzung präsentiert werden. Sie unterscheiden sich nicht nur in der Auswahl der Methoden, sondern auch in der Form. Die meisten ergänzen ihre systematische Darstellung mit Beispielen, einige regen mit Wiederholungsfragen und Aufgaben explizit zum eigenen exegetischen Arbeiten an (z. B. Ebner/Heininger, Finnern/Rüggemeier, Hieke/Schöning). Nicht alle Lehrbücher setzen Griechisch- oder Hebräischkenntnisse voraus.