- Was ist Prophetie?
- Prophetie bei den Nachbarvölkern Israels
- Begrifflichkeiten im Alten Testament
- Arten von Propheten im Alten Testament
- Selbstverständnis der Prophetie Israels
- Prophetische Sprachformen
- Kriterien der „wahren“ Prophetie
- Exkurs: Tochter Zion
- Quellen
1. Was ist Prophetie?
Prophetie ist ein universales, kulturübergreifendes Phänomen, das dem Kontakt mit dem Göttlichen dient und unter diesem Anspruch die Vermittlung von Wissen und Erkenntnis von der göttlichen in die menschliche Sphäre ermöglicht. Die Prophetie stellt somit einen Teilbereich der Divination (= Erforschung des göttlichen Willens) dar. Der römische Denker Cicero unterscheidet bei der Divination (lat. divinare „den göttlichen Willen erforschen“) zwischen einer unvermittelten Form (divinatio naturalis) und einem erlernbaren Handwerk (divinatio artificiosa), etwa der Vogelschau oder Astrologie. Letzteres wird weitläufig auch als ‚Mantik‘ bezeichnet. Analog dazu unterscheidet Weippert den Kommunikationsvorgang mit dem Göttlichen in intuitive und induktive Divination. Intuitive Divination beschreibt einen direkten, unmittelbaren Kontakt zwischen Gott und Mensch, der unvermittelt durch Vision, Audition oder Traum hergestellt wird. Induktive Divination bezeichnet dagegen eine indirekte Kommunikation mit dem Göttlichen durch die Vermittlung in Form von Omina und Orakel. Diese können wiederum entweder als Zeichen von Gott in den Lauf der Welt eingeschrieben sein (omina oblativa) oder vom Menschen aktiv erbeten und hervorgerufen werden (omina impetrativa). Beide Formen der Divination lassen sich unter dem Oberbegriff der Prophetie im Alten Testament wiederfinden, wobei die Schriftpropheten im engeren Sinn eher der intuitiven Divination zuzuordnen sind. Einen Propheten definiert Weippert folgendermaßen:
Somit sind zwei Aspekte für das Phänomen der Prophetie entscheidend: Erstens verfügen die Propheten über spezielle Dispositionen zur Aufnahmefähigkeit der göttlichen Offenbarung. Unvermittelt und direkt (also nach Weippert intuitiv) treten sie in Kontakt mit dem Göttlichen. Zweitens kommt es dann zu einem Vermittlungsgeschehen: Der Prophet empfängt eine Botschaft von Gott, die an eine dritte Partei, die die Botschaft selbst nicht vernehmen kann, zu übermitteln ist. Gerade das Verhältnis der Prophetenfigur und seiner Botschaft zu diesen Dritten gilt als Prüfstein für die Authentizität eines Propheten und wird zur Unterscheidung von wahrer und falscher Prophetie herangezogen. Damit ist zugleich die dem Phänomen inhärente Problematik ausgedrückt, die in der Verständlichkeit und Verlässlichkeit prophetischer Aussagen besteht.
2. Prophetie bei den Nachbarvölkern Israels
In einem Archiv in Mari fand man Prophetenbriefe aus altbabylonischer Zeit (18./17. Jh. v. Chr.), die in einem Offenbarungserlebnis zuteilgewordene Gottesworte enthalten. Sie sind meist an eine Mittlerperson oder direkt an den König adressiert. Männliche und weibliche Prophetenfiguren erhalten in direkter Anrede, in einer Vision, einem Traum oder durch Ekstase Anteil an einer göttlichen Offenbarung, entweder in Form einer Zusage göttlichen Beistands in Politik und Kampf oder in Form einer Kritik an der kultischen Nachlässigkeit gegenüber den Göttern. Dabei spricht die Prophetengestalt im Namen einer Gottheit (Botenformel). Der Nachweis der Identität durch Namensangabe und der Authentizität der Prophetenperson ist dabei von großer Bedeutung. Häufig werden die Aussagen durch verschiedene weitere, mantische Praktiken überprüft. In jedem Fall stehen die prophetischen Dienste im Kontext einer pragmatischen Ausrichtung, meist der politischen Entscheidungsfindung.
Auch aus der Zeit des Neuassyrischen Reichs (7. Jh. v. Chr.) finden sich umfangreiche prophetische Quellen. Prophezeiht wird häufig im Namen der Göttin Ischtar. Die Prophetie ist auch hier im Kontext der politischen Herrschaft zu verorten. Prophetisches Wissen gehört zum Herrschaftswissen des Königs und legitimiert dessen Position. Dementsprechend handelt es sich meist um eine Heilsprophetie zugunsten des Königs, doch können die Botschaften auch Kritik gegenüber kultischer Vernachlässigung enthalten. Anders als die Briefe aus Mari versteht sich die neuassyrische Prophetie ausschließlich als „direkte Gottrede an eine Einzelperson oder an ein breiteres Publikum“ (Zenger, 522) ohne Zusammenhang mit weiteren induktiven Praktiken.
Daneben lohnt zudem ein Blick auf die Prophetie in Griechenland, die sich zwar von der des Alten Orients unterscheidet, jedoch gerade den Aspekt der Deutung und das Problem der Unverfügbarkeit prophetischer Aussagen aufwirft. Die Orakelsprüche von Delphi weisen als charakteristisches Merkmal ein Moment der Rätselhaftigkeit und Deutungsbedürftigkeit auf, da die in Trance versetzte Priesterin bei der Orakelbefragung typischerweise zwei- oder mehrdeutige Ratschläge gab (z.B. Krösus).
Fazit: Es zeigt sich, dass auch im Umfeld Israels Prophetie als ein Phänomen der Erkundung des göttlichen Willens geläufig ist. Nicht selten stehen prophetische Aussagen im Kontext von (politischen) Entscheidungsprozessen. Das Personal ist dementsprechend häufig durch institutionelle Kontexte geprägt (Orakel, Hof). Vor dem Hintergrund der Vermittlung göttlicher Offenbarungen werfen die Authentizität der Prophetenfigur und die Verständlichkeit und Verlässlichkeit ihrer Aussagen zentrale Problembereiche der Prophetie auf.
3. Begrifflichkeiten im Alten Testament
Prophetie ist im Alten Testament ein vielgestaltiges Phänomen und keineswegs allein auf die Weissagung der Zukunft beschränkt. Das zeigt sich am deutlichsten an den verschiedenen Begriffen, die für Propheten verwendet werden und die je eigene Akzente im Hinblick auf das Phänomen der Prophetie setzen. Am häufigsten wird der hebräische Ausdruck nābīʾ verwendet, was „berufener Rufer“ bedeutet. Diesen Ausdruck übersetzt das griechische Pendant prophetes und meint damit einen Menschen, der hervorsagt, was die Gottheit ihm eingibt, also einen Sprecher im Namen der Gottheit. Das Vorhersagen ist dagegen lediglich eine Nebenbedeutung dieses Wortes. In eine ähnliche Richtung weist der Begriff Gottesmann, der für herausragende Prophetengestalten verwendet wird und Wunderkraft in Form von Heilung und Mantik anklingen lässt. Darüber hinaus finden sich zwei weitere Ausdrücke zur Bezeichnung von Propheten, die bestimmte Eigenschaften hervorheben: die Begriffe roʾæh („Seher“) und ḥozæh („Visionen-habender“) stellen die besondere Disposition von Propheten heraus, in Form einer erweiterten Sinneswahrnehmung durch Vision und Audition Offenbarungen Gottes zu empfangen. Nicht selten gehen damit auch ekstatische Vorgänge einher.
4. Arten von Propheten im Alten Testament
Die Ordens- bzw. Genossenschaftspropheten bilden Prophetengemeinschaften um einen Prophetenmeister (z.B. Elija, 2Kön 2,1-18) und leben als Bauern oder Hirten zusammen. Begegnung mit dem Göttlichen suchen sie durch Ekstase (Musik und Tanz) und in Kontakt zum Volk stehen sie durch heilpraktische und seelsorgliche Dienste.
Die Tempel- bzw. Kultpropheten werden im Kontext des Tempelkults verortet. Sie sind mit der Sorge der Heiligtümer betraut und gehören zum staatlichen Beamtenapparat.
Auch die Hofpropheten wirken in einem speziellen Umfeld, dem des Königs und seiner Politik. Bei besonderen politischen Anlässen wird ihre Expertise zur Erkundung des göttlichen Willens herangezogen, beispielsweise bei Katastrophen und Krieg oder Zeremonien am Hof. Ihre Aufgabe besteht darin, „den Frieden/das Heil (šālōm) [zu] sichern und Unheil [abzuhalten]“ (Zenger, 516).
Die kleinste und am wenigsten angesehene Gruppe von Propheten bilden die freien, oppositionellen Einzelpropheten. Fast alle Schriftpropheten zählen zu dieser Gruppe. Sie agieren meist als Außenseiter und werden soziologisch eher peripheren Kreisen zugeordnet. Ihr Selbstverständnis als Propheten ziehen sie aus einer speziellen Berufungserfahrung und Offenbarungen Gottes werden ihnen spontan und unvermittelt als Wort Gottes zuteil. Meist sind es Notstände, die den Anlass für ihr Auftreten bieten. Sie werfen kultische, soziale und ethische Fragestellungen auf und drohen mit Unheil und Gericht. Als öffentliche Kritiker von Politik und Gesellschaft „sind sie […] permanentes Opfer von Spott, Marginalisierung und Verfolgung. Die kanonische Akzeptanz erhielten sie alle im Nachhinein, als der Gang der Geschichte ihre Botschaft bestätigte und als die Wahrheit ihrer Gottesworte durch aktualisierende Fortschreibung auch für neue Situationen schriftlich festgehalten wurde: So wurden sie zu ‚Schriftpropheten‘“ (Zenger, 516f.).
Darüber hinaus gibt es die literarischen Propheten bzw. Tradenten-Propheten, die die mündlichen Botschaften der Einzelpropheten „sammelten und zu übergreifenden Kompositionen zusammenstellten“ (Zenger, 517). Sie sind als Einzelgestalten nicht zu greifen, vielmehr handelt es sich um „prophetisch inspirierte, schriftgelehrte Gruppen“ (Zenger, 518), denen man jedoch „keineswegs das prophetische Charisma absprechen [darf]“ (Zenger, 518). Nachdem ihnen die bleibende Gültigkeit der Prophetenworte gewahr geworden war, wurden die Sammlungen der Einzelworte in größere Zusammenhänge eingebettet und als prophetische Botschaften „‚im Geist und in der Sprache‘ des jeweiligen Propheten“ (Zenger, 517) aktualisierend fortgeschrieben. Als auffälligste Neuakzentuierungen sind hierbei die Einbettung in einen größeren literarischen Kontext, die eine nachträgliche Vertiefung und Universalisierung der Botschaft bewirkt, und die heilseschatologische Rahmenperspektive für die Dialektik von Unheil – Heil zu nennen.
5. Selbstverständnis der Prophetie Israels
Der Prophet versteht sich als „Bote ihm zuteilgewordener konkreter Gottesworte, die er ungefragt und kompromisslos übermitteln muss“ (Zenger, 520). Die Adressaten seiner Botschaft bestehen in der Öffentlichkeit (Volk) und führenden Kreisen (König, Priester). Als Legitimation für sein Auftreten dient ihm allein die Unmittelbarkeit der Offenbarung Gottes, sodass der Anspruch des Propheten „in der Kraft der Botschaft selbst [begründet] liegt“ (Zenger, 520). Der Kontakt zum Göttlichen hat ihm Einblick in dessen Willen verschafft, wodurch er sich zu scharfer Analyse und Kritik der Gesellschaft befähigt betrachtet. Als Kritiker und Visionär versteht sich der Prophet als „notwendige Gegeninstanz zum Amt und zur Institution“ (Zenger, 520).
6. Prophetische Sprachformen
In der prophetischen Literatur finden sich wiederkehrende Sprachformen:
- Die Botenspruchformel „So spricht YHWH …“ findet sich häufig in prophetischen Texten. Sie verdeutlicht, dass der Prophet nicht selbst für den Inhalt der zu überbringenden Nachricht verantwortlich ist, sondern vielmehr als Sprachrohr Gottes agiert. Zugleich verdeutlicht diese Formel, dass der Prophet die Botschaft YHWHs ohne Verfälschung übermittelt. Vgl. bspw. Am 1,3.
- Die Rolle des Propheten als einen von Gott beauftragten Boten wird auch in drei Kurzformen, die in den Text eingestreut sind, deutlich gemacht.
- (1) Die Wortereignisformel „Und das Wort YHWHs geschah zu N.N.“ wird häufig als einleitende Form für eine prophetische Rede verwendet und legitimiert diese.
- (2) Durch die Erfüllungsformel „… geschah gemäß dem Wort YHWHs, das er geredet hatte durch N.N.“ wird ein Ereignis rückwirkend auf das Wort YHWHs zurückgeführt
- (3) Die eingestreute Formel „Spruch YHWHs“ wird als Bekräftigung des Gesagten als Wort Gottes verwendet.
- Gerichtsworte können in der prophetischen Literatur aus zwei Teilen bestehen. So kann zum einen der Prophet selbst das Wort ergreifen. Mittels eines Scheltwortes, dessen Sprecher und Urheber er zugleich ist, kritisiert er dabei die Gegenwart.
Im Anschluss an die Gegenwartskritik des Propheten wird ein Gotteswort angeführt. Das sogenannte Drohwort ist dabei eine zukunftsbezogene Strafandrohung, die durch eine Botenspruchformel als Gotteswort kenntlich gemacht wird.
Vgl. bspw. Am 5,1–3: „Hört dieses Wort, ihr vom Haus Israel, hört die Totenklage, die ich über euch anstimme: … [Scheltwort]. Denn so spricht GOTT, der Herr: … [Drohwort].“ - Im Kontext zukunftsbezogener, prophetischer Toten- und Untergangstrauer können sich Weherufe im Text finden. Vgl. bspw. Am 5,16.
Neben den Sprachformen kennt die prophetische Literatur auch eine typische Folge von drei Elementen für eine Botenbeauftragung:
- Beauftragung zur Überbringung einer Nachricht an einen benannten Adressaten
- Nennung des Auftraggebers
- Zitat der zu überbringenden Botschaft
Vgl. bspw. Jes 7,3–7: „Der HERR aber sagte zu Jesaja: …[Beauftragung] So spricht GOTT, der Herr [Nennung des Auftraggebers]: Das kommt nicht zustande … [Zitat der zu überbringenden Botschaft]“
7. Kriterien der „wahren“ Prophetie
Das der Prophetie inhärente Problem der Verständlichkeit und Verlässlichkeit prophetischer Aussagen wird wie bei den Nachbarkulturen auch in Israel verhandelt und streng mit der Authentizität der Prophetenfigur verbunden. Zenger, 521 stellt folgende Kriterien für die „wahre“ Prophetie heraus:
- Der Prophet übt diese Rolle nicht als Arbeit zum Lebensunterhalt aus, sondern versteht sich unabhängig davon aufgrund eines Berufungserlebnisses als „berufener Rufer“ – oft sogar gegen seinen eigenen Willen.
- Die Botschaft wurde unmittelbar als Offenbarung von JHWH empfangen. Induktive Praktiken werden grundsätzlich als „falsche“ Prophetien ausgewiesen und häufig polemisch mit anderen Völkern und Gottheiten verbunden.
- Botschaft und Lebensweise des Propheten korrespondieren miteinander und entsprechen den Regeln und Ansprüchen der Tora.
- Der Prophet verkündet nicht ausschließlich Heilsbotschaften zugunsten der Adressaten, sondern verteilt im Gegenteil großzügig scharfe Kritik und provozierende Reden.
- Der Lauf der Geschichte bestätigt und bewahrheitet die Botschaft des Propheten.
8. Exkurs: Tochter Zion
Der Begriff Zion ist ein topographischer Name und bezeichnet entweder den Berg, auf dem Jerusalem erbaut ist, oder in einer poetischen Variation die Stadt Jerusalem selbst.
Die Bezeichnung Tochter Zion stellt eine Personifikation dar, die mit einer speziellen Theologie verbunden ist. Durch das Voranstellen eines weiblich assoziierten Titels erhält der Name Zion anthropomorphe Züge: Zion ist nicht mehr nur Gelände, sondern auch eine Gestalt. Und diese tritt als Person in Beziehung zu Gott und zu ihrer Bevölkerung. Die Tochter Zion ist somit ein poetisches Mittel, um die kollektive Erfahrung der Bevölkerung im Leiden einer individuellen Figur zu spiegeln. Ihre menschlich-emotionalen Aspekte fördern die identifikatorische Wirkung auf den Leser. Die weibliche Form liegt daran, dass in den westsemitischen Sprachen das Wort „Stadt“ grammatisch feminin ist. Als Ausdruck der Verehrung erhält die Stadt entsprechend weibliche Titel und Epitheta. Die Weiblichkeit ist zudem eine Chiffre für Bewahrung, Aufbau, Ernährung, Versorgung und Zusammenleben. Darüber hinaus findet sich in Mesopotamien die literarische Tradition der Stadtklage: Dabei beklagt die Stadtgöttin die Zerstörung von Stadt und Tempel. Im Alten Testament hängt die Rede von der Tochter Zion mit der Zerstörung Jerusalems im Jahre 586 v. Chr. zusammen. In vorexilischer Zeit dominieren Klage und Anklage der Stadtgöttin als personifizierte Tochter Zion, in der Epoche nach dem Exil steht sie dagegen im Kontext der Heilszusage und wird Adressatin der freudigen Nachricht vom Wiederaufbau. Besonders deutlich zeigt sich diese Deutung bei Deutero- und Tritojesaja. Hier wird die Tochter Zion zur Freudenbotin schlechthin: sie soll jubeln und das Heil ankündigen. Sie wird zur endzeitlichen Gottesstadt, dem universalen Ziel aller Völker, das JHWH durch seine Theophanie zum Leuchten bringt, wie es in Jes 60,1 beschrieben wird. Die theologische Aussage, die durch die Thematik der Tochter Zion unterstrichen werden soll, ist die eines Weges aus der Katastrophe ins Heil. Durch die Abstraktion der Personifizierung ist diese Heilsgarantie nicht mehr an den Ort Zion gebunden, sondern an die metaphorische Gestalt. Damit bleibt einerseits die Heiligkeit des Ortes trotz seiner Zerstörung gewahrt, andererseits enthebt sie die Heilszusage von der Bindung an die Gegend um Jerusalem und wird für das an allen Orten versprengte Volk, das sich zu Zion als Heimat bekennt, zum sprachlichen Symbol für Rettung und Heil. Als kollektive Identifikationsfigur erneuert die Tochter Zion die exklusive, personale Beziehung zu JHWH, indem sie in Klage und Anklage zunächst ihre Schuld aufweist und annimmt, später jedoch in der Heilszusage aus Gnade Gottes erneuert und erhöht wird. Neben der Rolle als Heilsbotschafterin finden sich in Zusammenhang mit der Tochter Zion auch Hochzeitsmetaphorik und Motive der Mutterschaft. Der Umgang mit dem Ausdruck und der Personifikation der Tochter Zion bei Jesaja hat deutlich auf die Wirkungsgeschichte bei Sacharja und im Neuen Testament gewirkt.
9. Quellen
- Dietrich, Walter, Die Hinteren Propheten. I. Das Phänomen der alttestamentlichen Prophetie, in: Dietrich, Walter u. a. (Hg.), Die Entstehung des Alten Testaments, Stuttgart 2014 (ThW 1), 283–299.
- Weippert, Manfred, Aspekte israelitischer Prophetie im Lichte verwandter Erscheinungen des Alten Orients, in: Manfred Weippert (Hg.), Götterwort in Menschenmund. Studien zur Prophetie in Assyrien, Israel und Juda, Göttingen 2014 (FRLANT 252), 87-103.
- Wischnowsky, Marc, Tochter Zion, in: WibiLex online (https://www.bibelwissenschaft.de/stichwort/35902/) [zuletzt besucht am 13.09.2023].
- Zenger, Erich, Einleitung in das Alte Testament, Stuttgart 92016, 513-525.
Erstellt von Marion Bohlender, 2023
Kap. 6 erstellt von Katharina Neu, 2024