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Ps 104

Lobpreis auf die Schöpfung

  1. Gliederung
  2. Auslegung
    1. Rahmen (V. 1a.35c–d)
    2. YHWH als Himmelskönig (V. 1b–4)
    3. Die creatio prima der Erde im Kosmos (V. 5–9)
    4. Die Wasserversorgung der Erde / Erhaltung der Schöpfung (V. 10–18)
    5. Die Zeitabläufe / Die Ordnung der Zeiten (V. 19–23)
    6. Ausruf der Bewunderung (Zwischenbilanz) (V. 24)
    7. Das Meer (V. 25–26)
    8. Die Nahrung (V. 27–28)
    9. Der Lebensodem (V. 29–30)
    10. Wunsch, Beschreibung, Lobgelübde / Lob YHWHs (V. 31–35)
  3. Fazit
  4. Quellen

Mit Ps 104 liegt ein hymnischer Schöpfungspsalm vor, der sich am Ende des vierten Abschnittes des Psalters (Ps 90–106) befindet. Der Psalm selbst hat keine eigene Überschrift und ist somit eng mit dem vorausgehenden Ps 103 verbunden, welcher die Taten Gottes preist. Ps 104 schließt sich daran als ein Lobpreis auf die Schöpfung Gottes an, der aus der Perspektive eines einzelnen Beters verfasst ist.

1. Gliederung

1–4: Eröffnung des Psalms
      1a: Rahmen
      1b–4: YHWH als Himmelskönig
5–26: Die Erde als Lebenshaus
      5–9: Die creatio prima der Erde im Kosmos
      10–18: Die Wasserversorgung der Erde/Erhaltung der Schöpfung
      19–23: Die Zeitabläufe/Die Ordnung der Zeiten
      24: Ausruf der Bewunderung (Zwischenbilanz)
      25–26: Das Meer
27–30: Theologische Reflexion: Abhängigkeit der Geschöpfe vom Schöpfer
      27–28: Die Nahrung
      29–30: Der Lebensodem
31–35: Abschluss des Psalms
      31–35b: Wunsch, Beschreibung, Lobgelübde/Lob YHWHs
      35c: Rahmen
      35d: Halleluja-Ruf

(Gliederung nach Hossfeld / Zenger, 75)

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2. Auslegung

2.1 Rahmen (V. 1a.35c–d)

V. 1a und V. 35c rahmen den Psalm mit den Worten „Preise den HERRN, meine Seele!“ (wörtlich: „Segne“ בָּרֲכִי). Der Ausruf macht deutlich, dass der Beter YHWH (als Schöpfer) preist. Das Halleluja, das den Psalm in V. 35d abschließt, unterstreicht diesen Lobgesang des Beters und kann zugleich als eine Aufforderung an alle anderen verstanden werden, in dieses Lob einzusteigen.

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2.2 YHWH als Himmelskönig (V. 1b–4)

In den VV. 1b–4 wird YHWH als König im Himmel und als Schöpfer beschrieben. Die Wesensbeschreibung beginnt mit dem Großsein YHWHs, in dessen Hintergrund die Königsprädikationen der Zionstheologie (vgl. Ps 47,3; 95,3; 96,4; Jer 10,6) stehen, auch wenn hier der Königstitel nicht genutzt wird. Zugleich wird Gott als mit Hoheit und Pracht bekleidet sowie als „in Licht wie in einen Mantel“ (Ps 104,2) gehüllt beschrieben. Die Einkleidung Gottes in einen Lichtmantel erinnert dabei an das Erscheinungsbild altorientalischer Götter. So ist bspw. der babylonische Unterweltsgott Nergal mit Glanz des Schreckens umhüllt.

Ab V. 2b werden die Tätigkeiten YHWHs beschrieben. Mit dem Ausspannen des Himmels „gleich einem Zelt“ (Ps 104,2) wird YHWH als Schöpfer dargestellt, was zugleich an die Schöpfungserzählung in Gen 1 erinnert, wenn Gott durch die Trennung von Wasser ein Gewölbe – den Himmel – schafft (vgl. Gen 1,7f.). V. 3 nimmt dieses Bild auf, insofern die Verankerung seiner „Balken“ (Ps 104,3) im Wasser beschreiben wird: YHWH errichtet als König seinen himmlischen Palast (vgl. Am 9,5–6). In den VV. 3b–4 wird YHWH schließlich als Wettergott präsentiert, der mit einem Wagen aus Wolken durch den Himmel fährt sowie die Winde und Unwetter (vgl. Ps 104,4: „Feuer und Flamme“) als Begleiter kennt (Vgl. Jes 19,1; Ps 18,11). Dabei werden die kosmischen Phänomene metaphorisiert. Hier wird ein Einfluss altorientalischer Wettergotttraditionen sichtbar, weil bspw. auch der ugaritische Gott Baal als „Wolkenreiter“ bezeichnet wird.

Insgesamt zeigt sich in diesem ersten Abschnitt (VV. 1b–4) eine implizite YHWH-Königstheologie, die mit der altorientalischen Wettergotttradition und der auf Zions- und Tempeltheologie verbunden wird.

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2.3 Die creatio prima der Erde im Kosmos (V. 5–9)

Die VV. 5–9 beschreiben die Schaffung der Erde bzw. des trockenen Landes durch den Sieg Gottes über die Urflut. Dies wird durch die Wendung „Du hast die Erde auf Pfeiler gegründet“ (Ps 104,5) deutlich. Dass diese Schöpfung dabei eine dauerhafte Stabilität hat, wird mit der Zeitangabe „in alle Ewigkeit“ (Ps 104,5) ausgedrückt. Eine solche Gründung der Erde ist vor dem Hintergrund des altorientalischen Weltbildes zu verstehen. Dieses geht davon aus, dass die Welt auf Säulen über dem Wasser der zurückgedrängten Urflut steht. Die VV. 6–9 knüpfen ebenso an dieses Weltbild an, indem sie auf die Zurückdrängung der Urflut am Anbeginn der Schöpfung zurückblicken. V. 6 beschreibt zunächst den Anfangszustand: „Einst hat die Urflut sie bedeckt wie ein Kleid, die Wasser standen über den Bergen.“ (Ps 104,6; vgl. Gen 1,2; 7,10; 9,11). YHWH als Schöpfer verändert diesen Zustand, indem er die Urflut zurückdrängt (vgl. Ps 104,7). Dabei erscheint er als ein Wettergott (vgl. Ps 114,3.5), der durch sein Schelten und Drohen die Wasser fliehen lässt und ihnen, so V. 8, einen Ort zuweist. V. 9 berichtet abschließend davon, dass YHWH eine Grenze für die Wasser errichtet, sodass ein endgültiger, stabiler Zustand erreicht wird: „Eine Grenze hast du gesetzt, die dürfen sie nicht überschreiten, nie wieder sollen sie die Erde bedecken.“ (Ps 104,9) Die VV. 5–9 beschreiben damit insgesamt die creatio prima, also die „uranfängliche Erschaffung der Welt“ (Schellenberg 3.4.).

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2.4 Die Wasserversorgung der Erde / Erhaltung der Schöpfung (V. 10–18)

Nachdem zuvor die Entstehung der Welt im Fokus stand, richtet sich nun der Blick auf die Wasserversorgung der Erde und damit auf die Erhaltung der Schöpfung durch Quellen und Bäche (vgl. VV. 10–12). Zunächst wird in V. 10 das Vorhandensein von Quellen in der Landschaft der Erde beschrieben. Davon ausgehend erklärt sich deren Funktion für das Überleben, indem sie die Tiere des Feldes, bspw. den Wildesel, tränken und ihren Durst stillen (vgl. V. 11). Ebenso sind sie wichtig für die die Tiere des Luftraumes (vgl. V. 12), deren Wohnraum in der Ebene über den Feldtieren angesetzt ist. Die VV. 13–15 behandeln daran anschließend die Versorgung der ganzen Erde durch Regen: „Du tränkst die Berge aus deinen Kammern, von der Frucht deiner Werke wird die Erde satt.“ (Ps 104,13). Die „Obergemächer“ (vgl. Ps 104,13 ELB, die EÜ übersetzt ungenau „Kammern“) rekurrieren auf V. 3 und verdeutlichen, dass YHWH die Erde erhält. Der Regen dient dabei dem Wachstum des Grases, das, wie V. 14 beschreibt, ebenso durch Gott verantwortet ist. Das Gras wiederum dient dem Vieh als Nahrung und die wachsenden Pflanzen dienen dem Ackerbau, den der Mensch betreibt, um Nahrung zu erhalten (vgl. Gen 1,29; 2,16–17; 3,18). V. 15 nennt Wein, Öl und Brot, die als Grundnahrungsmittel bekannt sind (vgl. Dtn 7,12; 8,8).

Mit den VV. 16–18 findet ein Wechsel in die oberen Regionen der Erde statt. V. 16 stellt fest, dass auch die Bäume YHWHs, Zedern des Libanons, vom Regen getränkt werden. Die Zedern stehen hier sprichwörtlich für besonders hohe Bäume und bilden wiederum den Wohn- und Schutzort für Vögel (vgl. V. 17). Beispielhaft werden dabei die Störche genannt, die auf den Zypressen nisten. V. 18 blickt auf die oberen Bergregionen, die in ihren Felsen Steinböcke und Klippdachse beheimaten. Die VV. 10–18 beschreiben damit insgesamt eine creatio continua, also eine dauerhafte Erhaltung der Schöpfung aus Gott heraus.

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2.5 Die Zeitabläufe / Die Ordnung der Zeiten (V. 19–23)

Die VV. 19–23 thematisieren die Ordnung der Zeit durch YHWH (vgl. Gen 1,14–15). V. 19 beginnt mit der Nennung von Mond und Sonne. Der Mond als „Maß für die Zeiten“ (Ps 104,19) hat seine Funktion für die kultischen Festzeiten (vgl. Gen 1,14–15), der Untergang der Sonne ist ein Zeitmarker für den Tag und für die Arbeitszeit. Auffällig ist hierbei, dass zunächst der Mond genannt wird und im Anschluss daran der Untergang der Sonne. Möglicherweise liegt der Grund dafür in den anschließenden VV. 20–23, die den Ablauf eines ganzen Tages gemäß der kultischen Tageszählung vom Abend bis zum Abend (vgl. Ps 55,18) beschreiben. Die VV. 20–21 betrachten den Zeitabschnitt vom Abend bis zum Morgen, der zeitlich und räumlich den Lebensbereich der Raubtiere markiert. In dieser Zeit „regen sich alle Tiere des Waldes“ (Ps 104,20) und die Löwen fordern ihre Speise von Gott. Mit dem Sonnenaufgang wird deren Lebensbereich vom Lebensbereich des Menschen getrennt, insofern die Tiere sich zurückziehen und verstecken. Nun wird der Mensch bis zum Abend aktiv. V. 23 thematisiert die Arbeit des Menschen als eine selbstverständliche Tätigkeit (vgl. ebenso den Ackerbau in Ps 104,14) und weist damit eine Parallele zur zweiten Schöpfungserzählung auf (vgl. Gen 2,5.15).

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2.6 Ausruf der Bewunderung (Zwischenbilanz) (V. 24)

Mit dem Bewunderungsruf über die Schöpfungswerke in V. 24 hat der Psalm ein „Moment der Reflexion“ (Hossfeld, 82). Die Werke Gottes, Schöpfung, Ordnung und Versorgung der Welt, werden als Ausdruck göttlicher Weisheit bezeichnet. Zugleich wird die Fülle der Geschöpfe Gottes in der Welt bewundert. Diese Fülle kann mit Blick auf V. 31 als ein Ausdruck der Herrlichkeit YHWHs verstanden werden.

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2.7 Das Meer (V. 25–26)

Nachdem bereits die Bewohner von Erde und Luft thematisiert wurden, sind nun in V. 25 die Tiere des Meeres im Blick. Das Meer ist dabei als Heimat einer Fülle von Lebewesen gezeichnet: „darin ein Gewimmel, nicht zu zählen: kleine und große Tiere“ (Ps 104,25). V. 26 thematisiert daran anschließend die Schiffe, die auf dem Meer dahinziehen. Diese Thematisierung ist unerwartet, da in den vorherigen Versen nur Lebewesen in den Blick genommen werden. Ein Grund für die Nennung der Schiffe könnte der Leviatan, ein mythisches Seeungeheuer, sein, der in V. 26 ebenso genannt wird. Der Leviatan ist ein Motiv des Chaoskampfes (vgl. Ps 74,13–14), der auch in Verbindung mit dem ugaritischen Gott Baal steht (vgl. dazu ein altsyrisches Rollsiegel, dass den Gott Baal mit einer ‚göttlichen Schlange‘, dem Leviatan, und einem Schiff zeigt). In V. 26 ist jedoch kein Chaoskampf thematisiert, vielmehr ist das Meer befriedet und der Leviatan wird zu einem Geschöpf und Spielgefährten Gottes degradiert. In diesem Kontext ist auch die Thematisierung der Schiffe zu verstehen: Diese können ungestört auf dem Meer fahren, weil der Leviatan durch Gott gezähmt ist. Ein weiterer Grund für die Thematisierung der Schiffe kann die Parallele der VV. 20–29 zum „Großen Aton-Hymnus“ des Echnaton von Amarna sein, der etwa um 1340 v. Chr. entstanden ist und die Einzigartigkeit des Sonnengottes Aton thematisiert. Aton wird darin als Schöpfer und Erhalter der Welt vorgestellt. In der Nennung der Schiffe findet sich eine wörtliche Parallele zwischen beiden Texten. Neben weiteren Parallelen und Analogien finden sich aber auch Unterschiede zwischen den beiden Texten. So ist im Hymnus die Sonne eine Gottheit, wohingegen die Sonne in Ps 104 von Gott unterschieden ist. Damit verbunden ist Aton als Sonnengott zeitlich und räumlich begrenzt, wohingegen YHWHs Wirken keine Grenzen kennt.

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2.8 Die Nahrung (V. 27–28)

Mit V. 27 wechselt der Text aus der beschreibenden Perspektive der dritten Person in die direkte Anrede Gottes in der zweiten Person („du“), welche die folgenden Verse bis einschließlich V. 30 prägt. V. 27 schließt inhaltlich an die vorherigen Verse an und zeigt, dass „alle“ (Ps 104,27) auf die Nahrung warten, die von Gott gegeben wird. „Alle“ kann sich dabei auf die unmittelbar zuvor genannten Lebewesen im Meer beziehen oder auf die gesamte Schöpfung. Die folgenden VV. 28–30 lassen jedoch darauf schließen, dass hier die gesamte Schöpfung gemeint ist. Die Wendung „zur rechten Zeit“ (Ps 104,27) verdeutlicht dabei, dass es sich um regelmäßige Vorgänge in der Schöpfung handelt (vgl. Dtn 11,14; Ps 1,3). V. 28 führt die Nahrungsversorgung auf YHWH zurück: „Gibst du ihnen, dann sammeln sie ein, öffnest du deine Hand, werden sie gesättigt mit Gutem.“ (Ps 104,28)

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2.9 Der Lebensodem (V. 29–30)

Nachdem in den VV. 27–28 die Abhängigkeit der Geschöpfe von Gott positiv, in der Zuwendung Gottes durch Nahrung, ausformuliert wurde, wird in den VV. 29–30 die Abwendung Gottes von seinen Geschöpfen thematisiert. So beschreibt V. 29 die Geschöpfe als „verstört“ (Ps 104,29), wenn YHWH sich von ihnen abwendet, was in der Beschreibung des Verbergens des Gesichts deutlich wird (vgl. Ps 30,8). Zugleich wird in diesem Vers die Abhängigkeit von YHWH hinsichtlich der Lebensdauer thematisiert. So kommt der Lebensatem (ruach רוּּחַ) von Gott und wird auch wieder von ihm genommen (vgl. Gen 2,7), sodass die Geschöpfe „zurück zum Staub“ (Ps 104,29; vgl. Gen 3,19) kehren. Der Tod wird damit als natürliches Lebensende aus der Sicht Gottes beschrieben. V. 30 knüpft an diesen Vers an, indem er den Kreislauf von Vergehen und Werden schließt. Er thematisiert die Erneuerung und Erhaltung der Geschöpfe durch den Geist Gottes und greift damit das Konzept der creatio continua auf.

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2.10 Wunsch, Beschreibung, Lobgelübde / Lob YHWHs (V. 31–35)

In V. 31 wechselt die Sprechrichtung ein weiteres Mal, sodass keine direkte Ansprache Gottes mehr erfolgt. Der Beter spricht nun wieder in der dritten Person, aus hymnischer Perspektive, über YHWH. Mit dem Lobpreis der Herrlichkeit des Herrn wird in V. 31 ein Rückbezug auf V. 1 geschaffen, insofern dort bereits Gottes Majestät in den Blick genommen wurde. Der Wunsch nach der Ausbreitung der Herrlichkeit in V. 31 könnte auf Anfechtungen hinweisen, denen der Beter ausgesetzt ist. Der anschließende Teil „der HERR freue sich seiner Werke“ (Ps 104,31) stellt eine Verbindung zum Begeisterungsruf des Beters in V. 24 dar. V. 32 übernimmt dieses harmonische Verhältnis von Gott und Schöpfung allerdings nicht mehr, sondern steht zum vorherigen Abschnitt in Spannung. Er blickt auf bedrohliche Naturphänomene: „Er blickt herab auf die Erde und sie erbebt, er rührt die Berge an und sie rauchen.“ (Ps 104,32). YHWH erscheint damit als ein Wettergott, auf den nicht nur das Wetter, sondern auch andere Naturphänomene zurückzuführen sind. Damit wird auch der Ursprung der für den Menschen bedrohlichen Naturphänomene in YHWH verortet.

In den VV. 33–35a reagiert nun der Beter auf die Schöpfungserfahrung und deren Reflexion. Er will die Welt, so wie YHWH sie dauerhaft erhält, ein Leben lang besingen. Die Freude über die Schöpfung, die bereits in V. 31 anklang, markiert dabei eine enge Beziehung zwischen Schöpfer und Schöpfung. Dabei ist die Freude des Schöpfers darauf ausgelegt, erwidert zu werden, sodass der Lobpreis in den VV. 31–35b als Ausdruck dieser lebendigen und harmonischen Beziehung zwischen dem Beter und YHWH verstanden werden kann. Das Singen, das der Beter in V. 33 benennt, wird in V. 34 mit dem Wunsch „Möge ihm mein Dichten gefallen“ (Ps 104,34) abgeschlossen, bevor der Beter noch einmal auf den Psalm zurückblickt: „Ich will mich freuen am HERRN.“ (Ps 104,34). In V. 35 setzt sich der Beter selbst von den Sündern und Gottlosen ab (vgl. Ps 1), welche kein harmonisches Verhältnis zu Gott haben und beendet den Psalm mit einem finalen Halleluja, das den Lobgesang unterstreicht (vgl. V. 1).

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3. Fazit

Ps 104 ist ein Lobpreis eines Beters auf YHWH als Schöpfergott, der die Urflut und die Chaosmächte zurückdrängt und so die Welt erschaffen hat (creatio prima) und weiterhin erhält (creatio continua). Der Lobpreis zeigt, dass die Schöpfung im Gesamten von YHWH abhängig ist. Der Psalm weist dabei Gemeinsamkeiten mit den beiden Schöpfungstexten in Gen 1,1–2,4a und Gen 2,4b–3,24 auf. Er ist aber auch durch die implizite YHWH-Königstheologie sowie durch die weisheitlichen Vorstellungen von Aufbau, Ordnung und Versorgung der Welt durch Gott geprägt. Darüber hinaus finden sich Einflüsse der Wettergotttradition, des altorientalischen Weltbildes sowie ein Bezug zum Großen Aton-Hymnus des Echnaton aus Amarna (um 1340 v. Chr.).

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4. Quellen

  • Hossfeld, Frank-Lothar / Zenger, Erich (2008), Psalmen 101 – 150, Freiburg i. Br. 2008 (HThKAT 27).
  • Schellenberg, Annette, Schöpfung (AT), in: WiBiLex online (https://bibelwissenschaft.de/stichwort/27281/) [zuletzt besucht am 09.06.2024].

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Erstellt von Katharina Neu, 2024.